Brotkrumenpfad
Nie in der jüngeren Geschichte Österreichs war die Vermögens- und Einkommensverteilung so ungleich wie im letzten Jahrzehnt vor dem Ersten Weltkrieg. Die 1000 reichsten Wiener, etwas mehr als ein Promille der Wiener Haushalte, erzielten im Jahr 1910 fast zehn Prozent aller Einkommen. Eine namentliche und biographische Erfassung dieser höchsten Einkommensbezieher ermöglicht wichtige soziographische Aussagen. Der Krieg und die darauf folgende Hyperinflation haben zusammen mit einer massiven Anhebung der Steuersätze dazu geführt, dass die Einkommensverteilung in der Zwischenkriegszeit deutlich gleicher wurde. In jüngster Zeit beobachten wir weltweit und auch in Österreich eine Umkehr dieser Entwicklung.
Dr. Roman Sandgruber, geb. 1947, seit 1988 Ordentlicher Universitätsprofessor für Wirtschafts- und Sozialgeschichte an der Johannes Kepler Universität Linz, wirkliches Mitglied der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Präsident des Verbunds oberösterreichischer Museen. Zahlreiche Bücher und wissenschaftliche Veröffentlichungen zu Themen der österreichischen und allgemeinen Wirtschafts-, Sozial-, Kultur- und Zeitgeschichte, zuletzt: „Traumzeit für Millionäre. Die 929 reichsten Wienerinnen und Wiener im Jahr 1910“, Wien 2013.