Brotkrumenpfad

Utopie und Widerstand. Ideologiekritik - Politische Musik - Bildung
„Wer sind wir? Wo kommen wir her? Wohin gehen wir? Was erwarten wir? Was erwartet uns?“ Diese grundlegenden philosophischen Fragen sowie die damit verbundenen Unsicherheiten und Ängste, mit denen Ernst Bloch sein Werk „Das Prinzip Hoffnung“ einleitet, sind auch oder gerade 60 Jahre nach dem erstmaligen Erscheinen des mehrteiligen Buches hochaktuell. Wollen wir uns nicht unhinterfragt mit dem Seienden abfinden, kommt es „darauf an, das Hoffen zu lernen“ und „sich ins Werdende tätig hinein[zu] werfen“. Diese Bewegung weg vom (scheinbar) unbeteiligten Betrachter hin zum beteiligten Akteur verlangt die Reflexion des eigenen Standpunktes sowie die Kritik des Bestehenden. „Widerstand der sozial-humanen Vernunft“ ist nach Bloch „aktiv, ohne Ausrede“ . Doch inwieweit ist dies auf individueller, kollektiver oder institutioneller Ebene möglich? Die Veranstaltung „Utopie und Widerstand. Ideologiekritik – Politische Musik – Bildung“ ist Thema des ersten Ernst Bloch Symposions in Salzburg, welches mit dem Anliegen verbunden ist, Blochs Denken mit wissenschaftlichen und künstlerischen Beiträgen transdisziplinär für eine kritisch-reflexive Bildungsforschung fruchtbar zu machen.
In Anlehnung an Blochs Interpretation von Musik als gesellschaftlichem Seismographen, der Brüche unter der sozialen Oberfläche reflektiert und Wünsche nach Veränderung ausdrück, bildet der Auftritt der prominenten Interpretin Maria Farantouri den musikalischen Höhepunkt des Symposions.
Die thematischen Beiträge der Referentinnen und Referenten im Symposion eröffnen ein breites Spektrum an Fragestellungen: Inwieweit kann Widerstand als Utopie im Sinne eines Noch-Nicht-Bewussten bzw. Noch-Nicht Gewordenen bezeichnet werden? Welche Formen gelebten Widerstands existieren? Welche Bedeutung für die Utopie eines dynamischen „Reichs der Freiheit“ kommt insbesondere den Künsten zu? Welche Voraussetzungen heutiger Gesellschaften könnten sich günstig/ungünstig auf die Bereitschaft, Widerstand zu leisten, auswirken? Wie kann das Verhältnis zwischen Hoffnung und Widerstand (theoretisch oder empirisch) bestimmt werden? Wie kann das Verhältnis zwischen Widerstand, Bildung und Utopie bestimmt werden? Inwiefern können politische Musik, Literatur und Kunst bildungsrelevant sein und werden? Auf welche Art und Weise können politische Musik, Literatur und Kunst zu Widerstand anregen?
Das Symposion ist mit der Hoffnung verbunden, die Bedeutung von Blochs Werk für eine kritisch-reflexive Bildungsforschung und Bildungspraxis offenzulegen und im Auftrag des Widerstands gegen Entdemokratisierungsprozesse eine transdisziplinäre gesellschaftskritische Forschung anzuregen.